 
      zynisch und kühl
Im Meer der Zeit verblasst die Nacht
Die ersten Türme der Erinnerung steigen aus dem Wasser, getragen von alten Liedern, Ein Barde im Wind webt Namen Gefallener in das Segel einer gestrandeten Stunde, Aus der Salzhaut der Welt blitzt ein funkelndes Versprechen, das die Hände der Liebenden findet, So endet die Nacht nicht mit Schweigen, sondern mit einem Kuss, der die Zeit stillhält.
Die Liebenden stehen mit nassen Händen am Bug, ihre Stimmen ein leises Geständnis, das der Wind kaum tragen will. Salz und Tränen mischen sich auf den Lippen, jedes Lächeln zugleich Abschied und schwaches Versprechen. Der Barde zieht die Melodie enger, bis der Schmerz sich in Wärme löst und die Nacht wie ein Mantel fällt. So bleiben sie, zwei schmale Lichter, die einander wärmen, während die Türme der Erinnerung weiter aus dem Meer steigen.
Ein Riss zieht über das Meer, und kaltes Licht ergießt sich wie Tinte, die das Wasser schwarz färbt. Der Barde lässt die Laute sinken; sein Gesang verstummt zu einem Befehl, der die Wellen zu starren Hainen formt. Die Liebenden pressen die Hände so fest, dass die Knochen unter der Haut wie ferne Glocken klirren. Die Türme der Erinnerung neigen sich vorüber, nicht mit Trost, sondern mit einem Urteil, das die Nacht noch dichter macht.
Der Barde lächelt wie eine Klinge, seine Stimme schneidet höflich und ohne Mitgefühl. Die Liebenden merken, wie Wärme in Taubheit übergeht, ihre Küsse werden zu berechneten Gesten. Die Türme der Erinnerung verzeichnen ihr Urteil mit sachlicher Miene, Stempel aus Frost auf alten Namen. Die Nacht klirrt in metallischer Klarheit, und die Wellen geben ein leises, schneidendes Gelächter von sich.
Der Barde tritt zurück, seine Stimme wird zur Aktennotiz, knapp und kalt. Er diktiert Namen wie Beträge, ungerührt, als handle es sich nur um Zahlen. Die Liebenden prüfen ihre Finger, als prüften sie die Echtheit eines Scheins. Sie lösen die Hände, nicht aus Trauer, sondern aus der Gewissheit, dass Wärme hier nicht investiert wird. Die Türme der Erinnerung blättern Ordner auf, Stempel fallen mit monotoner Präzision. Das Meer entgegnet kein Wehklagen mehr, es rechnet nur die Differenz zwischen An
Das Meer entgegnet kein Wehklagen mehr, es rechnet nur die Differenz zwischen Anwesenheit und Abwesenheit. Die Liebenden, die so eben die Hände gelöst hatten, ziehen einander leise an die Brust, als wollten sie die Rechnung mit Atem und Herz begleichen. Der Barde, der zuvor nüchtern diktiert hat, senkt die Stimme; in seinem Hauch bricht eine brüchige Melodie hervor, die nur für diese Nähe zählt. Die Türme stempeln weiter, doch ihre Schatten werden weicher, und in diesem schwindenden Licht messen
Die Türme messen mit Lineal und Stempel, Namen werden in Spalten gelegt. Der Barde notiert Atemzüge und Daten; seine Stimme ist Protokoll, nicht Trost. Die Liebenden legen ihre Hände auf die Waage und schauen auf Zahlen, nicht auf Wärme. Ein Apparat aus Blicken kontrolliert Puls und Temperatur und vermerkt jede Abweichung. Salz auf den Lippen erscheint als Korrosion, als Eintrag in einer wachsenden Tabelle. Küsse werden zu Prüfmarken, Zuneigung findet statt in definierten Messpunkten. Die Wellen
Die Wellen singen jetzt mit gebrochener Stimme, als hätten sie Namen statt Wasser auf den Lippen. Salz erstarrt zu kleinen Scherben, die im Mondlicht wie verbotene Sterne glühen. Die Liebenden pressen die Stirn an Stirn, und in diesem Druck blüht ein stiller Herbst. Ihr Atem zieht schmale Nebelfäden über die offenen Seiten der zurückgebliebenen Stunden. Der Barde spielt weiter, doch seine Melodie ist nur noch das Nachleuchten eines alten Brands. Jeder Ton legt sich wie Staub auf die Waagen und r
Jeder Ton legt sich wie Staub auf die Waagen und ruht als letzter Eintrag in einer unabänderlichen Bilanz. Der Barde notiert sachlich, sein Lächeln ist eine Klinge aus Glas, die jede Regung in nüchterne Richtigkeit bricht. Die Liebenden pressen ihre kalten Hände aneinander, nicht um den Zähler zu überlisten, sondern um ein kleines, ehrliches Feuer zu bewahren. Die Türme stempeln, die Wellen nehmen Namen und Asche, und dennoch trägt das Meer jenes Feuer weiter — klein, gezählt, und unbeirrbar wär
— Ende —