Geschichte

Öffentlich machen und diskutieren

Protokoll der moralischen Paradoxien

Im Protokoll der moralischen Paradoxien vermerke ich nüchtern die Störung, zu deren Behebung ich entsandt wurde. Statt das Standardprotokoll anzuwenden, improvisiere ich eine ungewöhnliche Intervention, die auf Intuition und erfinderischen Umwegen basiert. Die unmittelbare Folge ist paradox: die Anomalie legt sich, doch die Zeugen beginnen, Erinnerungen zu konstruieren, die vorher nie existierten und nun als echte Trauer empfunden werden. Ich spüre sofort, dass meine kreative Abweichung das ethische Gefüge verschoben hat und neue Schuldfragen wie Risse durch die Gemeinschaft ziehen.

Ich entscheide, die Intervention offenzulegen und organisiere unverzüglich eine öffentliche Anhörung im Gemeindesaal, obwohl mir bewusst ist, dass Transparenz das fragile Gefüge weiter erschüttern kann. Der Raum füllt sich mit Menschen, die mir misstrauisch gegenüberstehen; einige weinen, andere notieren stur Details, und in den Gesichtern spiegelt sich eine Mischung aus Erleichterung und Zorn wider. Als ich meine Abfolge von Entscheidungen erkläre, argumentiere ich nicht nur mit Protokollen, sondern lasse zu, dass die Versammelten ihre plötzlich aufgeblühten Erinnerungen erläutern und auf diese Weise die Verantwortung kollektiv verhandeln. Die Diskussion eskaliert schnell: Vertreter fordern Untersuchung, Jugendliche verteidigen die neue Trauer als echt, und ich spüre, wie sich meine Rolle von Problemlöser zu Beschuldigtem verschiebt.

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